Werk statt Laden? Werkstattladen? Ladenwerkstatt? Warum ist nicht geöffnet, sie ist doch offensichtlich da?!

Genau. Ich bin häufig in meiner Werkstatt und werkele vor mich hin.

Manchmal webe ich, aber ein Großteil des „Produktionsprozesses“ besteht aus Vor- und Nachbereitung. Wenn ich z.B. ein Projekt mit 1600 Fäden habe, dann muss ich jeden einzelnen laut erstelltem Einzugsplan in „seine“ Litze auf „seinem“ Schaft fädeln. Dabei sollte mir besser kein Fehler passieren, denn das bedeutet meist, alles ab der Fehlerstelle nochmal zu machen. (Besonders gern schleichen sich Fehler in der Mitte ein, da ist der Reparaturaufwand am größten…) Stundenlange Arbeit umsonst. Nachdem jeder Faden seinen Platz in seiner Litze gefunden hat, geht es an den Blattstich: Faden für Faden wird durch den jeweiligen Schlitz des Blattes/Kammes gefädelt. Dabei sollte besser kein Fehler passieren, denn – siehe oben.

Also muss ich mich konzentrieren. Jede Unterbrechung birgt das Risiko, Fehler zu machen. Deshalb habe ich geschlossen, obwohl ich da bin.
Werkstatt-Tag.

Mittwochs habe ich geöffnet. Da freue ich mich auf Besuch, auf Kunden, auf Interessenten. Da arbeite ich nichts, was ununterbrochenen Fokus benötigt, nichts was geschäftige Unordnung erzeugt und nehme mir für meine Besucher Zeit. Gern erkläre ich, lasse mir beim Weben zuschauen, beantworte Fragen.
Laden-Tag.

Und wer mittwochs nicht kommen kann, der ruft oder schreibt mich an und wir vereinbaren einen Termin an einem Werkstatt-Tag, auf den ich mich dann gern einstelle.

„Stoffe entstehen mit Leidenschaft“

Im Mai besuchte mich Anna Mydla vom Magazin „Mein Stadtfeld“ in meinem Werkstatt-Laden und wir unterhielten uns lange und angeregt über Handwerk, Nachhaltigkeit, Ziele, Arbeit, Stadtfeld und und und.
Anna machte viele Fotos – denn ich habe auf acht von zehn Fotos die Augen zu, keine Ahnung, wie mir das immer „gelingt“.

Im Juni erschien dann das Interview in der gedruckten und digitalen Ausgabe und ich war einen Monat lang ziemlich irritiert, mich selbst als „Cover-Girl“ in vielen Läden herumliegen zu sehen.
Nun ja, ich wollte sichtbar werden. Hat geklappt!
Danke, liebe Anna, für das inspirierende Gespräch, die lustigen und schönen Momente und die Fotos!

Hier findet ihr den Link zum Artikel.

Und wieder eine neue Werkstatt…

Nachdem ich meine unbeheizten 45 qm halbwegs eingerichtet hatte – der Wasseranschluss sollte noch installiert werden, weshalb eine Fläche frei und ein Webstuhl somit unaufgebaut bleiben musste – und ich endlich, wenn auch viel zu selten, zum Weben gekommen bin – wurde auch dieses Mal das Haus verkauft und der neue Eigentümer kündigte mir wegen durchaus berechtigten und nachvollziehbaren Eigenbedarfs.

Also wieder mal eine neue Werkstatt finden, zum fünften Male alles abweben, alles einpacken und alle Ideen auf später verschieben. Verdammt viel Holz, wenn drei Webstühle samt Zubehör als Bausatz herumliegen. So viel Garn, das verarbeitet werden will…

Uff!

In der Vorweihnachtszeit hatte ich Gelegenheit, meinen kleinen Präsentations-Stand auf drei Veranstaltungen aufzubauen und konnte ein paar Dinge verkaufen und mit vielen Menschen ins Gespräch kommen.

popup-store bei der maschinistin, kiezgestöber stadtfeld 11/2019

Mir wurde mehr und mehr bewusst, wie wichtig es mir ist, (interessierten) Menschen den Wert eines Textils wieder in Erinnerung zu rufen, denn in den letzten 30 Jahren sank (auch) hier in Deutschland mit den stetig fallenden Preisen (nicht nur) für Bekleidung unser aller Wertschätzung für die Dinge, die Ressourcen, den Herstellungsprozess und vor allem für die Arbeit der Menschen, die all die uns umgebende Warenfülle erschaffen.

Wenn ich den Prozess der Entstehung eines Gewebes sichtbar will, muss folgerichtig die nächste Werkstatt Werkstatt und Laden zugleich sein. Jederzeit sollen Einblicke in den Entstehungsprozess eines Gewebes möglich sein.
Und diesmal unbedingt ein beheizbarer Raum, mit Wasseranschluss und WC!

Ende Januar hatte mich meine Werkstatt gefunden, zum April 2020 konnte ich dann umziehen. Das Einrichten des WerkstattLadens dauert noch an. Ich habe einen schönen hellen Raum von 30 qm mit großem Schaufenster und viel Licht und fühle mich dort sehr wohl. Die unmittelbare Nähe zu meinem Lieblings-Wollgeschäft der maschinistin gefällt mir gut.

Jetzt könnt ihr mich also bei der Arbeit beobachten und wenn die Einschränkungen aufgrund der Corona-Situation vorbei sind und mein WerkstattLaden soweit eingerichtet, werde ich vorerst mittwochs von 14 bis 18 Uhr öffnen.

EDIT: Seit Juni habe ich mittwochs von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Ansonsten kann man mir von außen beim Weben und Werkeln zusehen und in dringenden Fällen einfach klopfen.

Bis dann!

Besuch bei venne colcoton und im Textielmuseum Tilburg

Einmal im Jahr treffen sich die „Mädels“ meiner Weberklasse. In diesem Jahr ging es in die Niederlande. Am Freitag besuchten wir venne colcoton. Wir wurden herzlich empfangen, bekamen eine exklusive Führung durch den Betrieb, haben René und Lieke mit unseren Fragen zu Garnherkunft, Spinn- und Färbeprozessen, Ökologie und Unternehmensphilospie gelöchert. Später gab es Kaffee, Tee und Kuchen und eine ausgiebige Möglichkeit zum Einkauf.

Nur gut, dass man sich die Einkäufe nach Hause schicken lassen kann, soviel Garn hätten wir ungern via Zug „geschleppt“. Es war ein sehr schöner inspirierender Tag und ich kann jedem einen Besuch bei René van der Venne empfehlen. Von den Garnen bin ich ohnehin überzeugt!

Am Samstag düsten wir nach Tilburg ins dortige TextielMuseum, um uns das Museum und die Ausstellungen „Bauhaus in den Niederlanden“ und „Schwarz und Weiß“ anzusehen. Es gab in jedem Raum viel zu Entdecken und vor allem Möglichkeiten zum Mit- und Selbermachen. Das Bild ganz oben rechts entstand an einer Art „virtuellen Webstuhls“: du definierst Garne, Fadenzahl und Bindung und das Programm „webt“ dir dein Gewebe an die Wand. Und dann sollte ein Foto von dir „in“ deinem Gewebe gemacht und wahlweise eingesandt werden. Ich habe nur zum Spaß ein paar Schnappschüsse gemacht und nach wenigen Minuten war ohnehin alles gelöscht und verschwunden.

Nach so einem Wochenende brummt mir immer der Schädel vor lauter Eindrücken und Ideen. Es war wieder mal sehr schön mit „meinen Mädels“.

Die Werkstatt war noch nicht fertig eingerichtet,

da wurde das Haus verkauft und ich musste die Werkstatt räumen.

Hier eine Impression vom Sommer 2015:

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Damals hatte ich gerade den einen Webstuhl (Glimåkra Standard 10/10, 150 cm Webbbreite, Handlande und Schnellschusslade) aufgebaut.

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Ab Februar 2016 stand dann auch der zweite Webstuhl (Künzl Stockholm 12/12, 160 cm Webbreite, 2 Kettbäume, Schnellschusslade und Wechsellade)

Einen blöderen Zeitpunkt der Werkstatt-Kündigung hätte es nicht geben können, denn es steht die Gesellenprüfung an und ich brauche jede der raren Werkstattminuten zum Weben, Experimentieren und Auswendiglernen (es wird in 7 Stunden Theorieprüfung viel Faktenwissen abgefragt. Ufff!).

Statt dessen habe ich also jedes Schiffchen, jede Garnrolle und all die Dinge, die sich in einer Weberei so ansammeln (und das ist mittlerweile eine erstaunliche Menge) eingepackt, die Webstühle zerlegt und in wochenlanger Nach-Feierabend-Arbeit in eine neues temporäres Domizil gebracht.

Da stehen nun zwei von drei Webstühlen aufgebaut und ich brauche noch lange, ehe ich halbwegs arbeitsfähig bin.

Das momentane Domizil ist nur eine vorübergehende Lösung, weil viel zu teuer. Es bleiben viele Kartons unausgepackt.

Ich suche also wieder und immer noch eine Werkstatt. Schön wären etwa 40 qm nicht feuchter Raum, Strom fürs Licht,  eine Heizmöglichkeit (Ofenheizung würde ausreichen) – und eine Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen, wäre auch ganz nett. Der Raum muss weder repräsentativ noch gemütlich sein, aber preiswert.

Web-Pause

… und trotzdem dauernd am Musterwebstuhl.

Ich bereite mich auf die Eignungsprüfung im April 2016 vor, da bleibt keine Zeit für Kreativität. Es müssen diverse sogenannte Fachmappen gebastelt werden, Muster mit Beispielen aller Grundbindungen, deren Ableitungen und Erweiterungen gewebt werden (aus Topflappengarn im Waschlappenhandschuhformat) und vieles mehr. Da bleibt keine Zeit für Projekte aller Art.

Aber Garne verderben ja nicht und die Ideen, die sich entwickeln, halte ich im Skizzenbuch fest.

edit Dezemebr 2016: Die Eignungsprüfung habe ich erfolgreich bestanden und auch das letzte Semester der Ausbildung ist vorüber. Jetzt bereite ich mich auf die Gesellenprüfung 2017 vor.