… und wie kriege ich möglichst schnell 3 bis 4 Pfund verarbeitet? Richtig, ich webe eine Wolldecke.
Im Bild und in der Kiste: Deutsche Merino (fast weiß), Island Polarfuchs (eisgrau), Irische (schwarzbraun), Gotland (grau) und BFL (braun/natur meliert)
Also erstmal kurz nachdenken und planen:
1,50 Meter Breite, 2,30 Meter Länge (die Decke webt und läuft ja ein, dann sollten etwa 1,25 x 2,0 Meter übrig bleiben). 3 Fäden pro cm in Kette und Schuss. Bindung K 2/2.
Alles muss raus, also nehme ich von jeder Wolle etwas (wie sich später herausstellt, keine gute Idee, denn die Wollen verhalten sich unterschiedlich… Hätte mir auch gleich klar sein können. Egal.)
Dann Kette schären. Gut, dass schönes Wetter ist, dann kann ich auf der Terrasse herumfusseln.
Die Haspel-Konstruktionen sind abenteuerlich, die Dinger halten einfach nicht! Wie gut, dass es Schraubzwingen gibt…
Die Kette wird mächtig dick, also schäre ich zwei Zöpfe.
Nummer eins
Wie kriege ich das muffelnde fettige Ding denn nun elegant auf den Kettbaum?
Meine drei Weberknechte müssen herhalten.
Uuups! Fast hätte ich die Jungs mit aufgerollt…
Litzen fädeln und Blatt stechen geht fix, sind ja nur 450 Fäden.
Volle Breite im Webstuhl, noch eine Premiere…
Und: angewebt ist!
Bei 1,50m Webbreite geht es nur mit Schnellschuss. Es webt sich blöde, weil der Schütze eine Schützenkasten-Phobie entwickelt. In den rechten flitzt er rein, den linken meidet er. Trotz diverser therapeutischer Interventionen ändert sich daran bis zum letzten Schuss nichts. Aber ein bisschen Gymnastik im Webstuhl ist ja auch nicht schlecht. Grrr!
Halbzeit:
Fertig! Rohware auf der Terasse
Fransen „roh“, also vor der ersten Heiß-nass-Behandlung
Und jetzt wird es spannend, jetzt geht die Decke baden. War offensichtlich nötig, wie man an der Brühe sieht…
Wenig später ist die Decke gespült, geschleudert und ein paar Runden im Trockner Karussell gefahren. Da Ergebnis ist wie erhofft: fluffig, griffig, schön.
Fransen nachbehandelt: jetzt kürzer, dicker, fluffiger
links Polarfuchs, rechts Merino
Irische in der Kette, BFL im Schuss
Nur die Gotlandwolle fällt komplett aus dem Rahmen und sorgt für Dellen und Wellen. Schade. Aber nun weiß ich, welche Wolle von meinen restlichen 4 Pfund ich wie verarbeite.
Gotland nachbehandelt, aber kaum verändert (kaum eingelaufen, kaum aufgeflufft)
Schön warm ist die Decke, geschmeidig und als erster Versuch – mein erstes selbstgesponnenes Garn, mein erstes Webstück in dicker Wolle – macht sie sich trotz der gelegentlichen Dellen gut auf unserem Ledersofa.
Fazit: demnächst wieder, aber nur Wolle von gleicher Schafrasse oder Wolle, die sehr ähnlich reagiert, im Webstück mixen.
Die Decke ist jetzt übrigens 1,20m breit und 1,85m lang (ohne Fransen), also deutlich mehr eingegangen, als vermutet. (30cm in der Breite, 45 cm in der Länge! Nur gut, dass ich sie mit 3 Fd. in Kette und Schuss sehr locker gewebt habe, sie wäre sonst brettig geworden…)
das bild mit den drei jungs im kettbaum ist klasse!!